Kiddicraft – wie Johnny´s World eine Marke wiederbelebt

Kiddicraft – wie Johnny´s World eine Marke wiederbelebt

Lesedauer 5 Minuten

Sie gelten als „Ur-Lego“-Steine und sind nun als neue deutsche Klemmbausteine auf dem Markt: Kiddicraft.

Die Geschichte von Kiddicraft

Am 17.04.1939 meldete Hilary Fisher Page (oder Harry Page) seine erstes Patent für einen Klemmbaustein beim Londoner Patentamt an (GB000000529580A*). Fünf Jahre später, am 07.12.1944 ergänzte er die Anmeldung (GB000000587206A*) und der Klemmbaustein sah dem, was wir heute kennen sehr ähnlich.

Zeichnung aus der Patentschrift von 1939
Zeichnung aus der Patentschrift von 1944

Mit seiner Marke Kiddicraft gilt Page somit als Vater des Klemmbausteins. Page hatte die Patente für England und Kanada angemeldet und verkaufte seine Steine entsprechend dort.

Spannenderweise bekamen die Dänen Ole Kirk und Godtfred Kirk Christiansen durch den Lieferanten ihrer ersten Spritzguss Maschine die Kiddiecraft-Steine gezeigt.

Da Page das Patent nur für England und Kanada hatte, vermarktete Lego die Steine eben in anderen Ländern. Der einzige Unterschied: auf der Unterseite des Steins war „Lego“ statt „Made in England“ zu lesen.

Eine Kopie der Kiddicraft-Steine die ersten Lego-Steine. Screenshot von Bricklink (bslot94a)

Dieses Vorgehen seitens Lego wird der Firma heute von vielen vorgeworfen und sicherlich war es moralisch fragwürdig, wenn auch juristisch wohl Wasser dicht (nicht, dass ich das wirklich beurteilen könnte).

Lego entwickele den Stein weiter und fügte auf der Unterseiten Röhren hinzu. Dadurch erhielt der Stein eine deutlich höhere Klemmkraft und die Bauten wurden stabiler. Diese Neuerung lies sich Godtfred Kirk Christiansen am 28.01.1958 patentieren (DK000000092683C*).

Zeichnung aus der Patentschrift von Lego, 1958.

1981 erwarb die Lego Gruppe die Rechte an den Steinen und der Marke von den Nachkommen Pages, der mit seinen Steinen nicht so großen Erfolg hatte.

Johnny´s World

Am 15.10.2022 erschien bei YouTube ein Video von Johnny´s World, in dem er berichtet, sich die Markenrechte für Kiddicraft gesichert zu haben und unter dieser Marke eigene Klemmbausteinsets mit eigener Minifigur herauszubringen.

Am 15.09.2023 gab es dazu eine Crowdfunding-Aktion, um die erste Marge an Sets produzieren lassen zu können. Darunter auch eine auf 3.000 Stck. limitierte Currywurstbude mit je einer Minifigur von Thorsten und einer vom Held der Steine.

Bei Release gab es jedoch, anscheinend durch einen gezielten Angriff, starke Serverprobleme, sodass der Shop innerhalb kürzester Zeit zusammenbrach. Zahlreiche Kund:innen, die erwartungsvoll pünktlich um 18:00 Uhr vor dem Computer gesessen hatten, konnten teilweise das Set nicht bestellen und dann waren die Sets ausverkauft.

Mit sehr viel Glück konnte ich 49 Minuten nach Verkaufsstart eine Bestellung platzieren. Am 13.02.2024 kam die Versandbestätigung und am 16.02.2024 stellte DHL das Paket zu.

Es gab jedoch nicht nur die Currywurstbude in der Vorbestellung sondern auch ein breites sonstiges Sortiment. Generell mit einem klar zu erkennenden Spielfokus im Vordergrund. Es gibt Fahrzeuge, Figuren und Gebäude (aktuell vor allem mit einem Bauernhof-Bezug) und mit Sicherheit noch viele spannende Dinge, die da so kommen werden.

Die Currywurstbude

Die Verpackung

Die Verpackung macht einen hochwertigen Eindruck. Es gibt einen mit verschiedenen Bricks, Buzzwords und Zeichnungen bedruckten Karton, der von einer Banderole umschlossen wird. Seitlich ist außerdem ein Aufkleber mit dem Set drauf angebracht. Die Banderole besteht aus einer dicken stabilen Pappe, auf der ein Aufkleber mit der Beschriftung „2344von3000“ versehen ist.

Außerdem liegen der Sendung ein Kiddicraft-Flyer und eine „VIP-Card“ bei, die den Supportern der Crowdfundingkampagne 10% Rabatt in den Jahren 2024 und 2025 gewährt.

Die Bricks sind in Plastiktüten verschweißt, wie man es von anderen Herstellern auch kennt, außerdem gibt es eine gedruckte Anleitung. Die ersten Seiten widmen sich dabei einer kleinen Vorstellung der Idee hinter dem Set, Thorsten als treibende Kraft hinter Kiddicraft sowie einer kurzen Geschichte zur Marke an sich.

Das Set trägt die Setnummer KC1201, hat 190 Teile und kostete 30€. Im beiliegenden Katalog ist die zweite Variante der Currywurstbude (KC1204) mit 15,99€ beziffert, da es hier nicht mehr um die Unterstützung zur Markteinführung geht.

Die Kiddiz

Das Set besitzt zwei Minifiguren der neu geschaffenen Kiddiz: Den Held der Steine mit grauem Pulli und dem Erdmännchenlogo in blau und Thorsten mit Currywurstprint auf dem Pullover und Mikrofon am Kragen.

Die Kiddiz sind gut eine Stein höher als eine Minifigur von Lego und unterscheiden sich vor allem durch einen deutlich größeren Kopf. Aber auch der restliche Körper ist sehr viel runder gestaltet. Arme, Beine und Kopf haben den gleichen Funktionsumfang wie die Figuren aus Dänemark, können also bspw. auch sitzend aufgenoppt werden.

Die Kiddiz sehen definitiv realistischer aus, als eine Lego-Figur, die Bedruckung vor allem auf dem Kopf trägt da sicherlich zu bei.

Der Imbiss

Der Imbiss besitzt eine Grundfläche von 8×16 Noppen und kommt in einem weiß, rot, hellblauen Design daher. Die hinteren zwei Noppenreihen lassen sich abklappen, sodass die Bespielbarkeit des Sets gewährleistet ist. Der Zusammenbau war in guten 10 Minuten erledigt und bot keine besonderen Schwierigkeiten.

Die Qualität der Steine ist beanstandungslos für Sammler vielleicht ein kleiner Minuspunkt: das runde trans-clear Element weißt kleinere Kratzer auf, da es mit anderen Elementen in einer Tüte ist. Hersteller der Steine ist Panlos.

Insgesamt sind sechs Prints verbaut (einer mehr als bei KC1204) und bringen damit einen schönen Mehrwert für die Details. Die Qualität der Prints ist super. Im Inneren gibt es einen gefüllten Kühlschrank, Grill, Fritteuse, Ketchup- und Senfflasche sowie zwei Würstchen im Brötchen. Angedeutet ist außerdem eine Dunstabzugshaube.

Fazit

Ich bin von dem Set sehr angetan. Nehmen wir mal den Preis von 16€ an, für den das leicht abgewandelte Set noch zu erstehen ist, so haben wir ein grandioses Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Set ist super bespielbar, bietet aber durch seine geschlossene Bauform auch die Möglichkeit es einfach in eine Klemmbausteinstadt zu integrieren.

Die Kiddiz-Figuren gefallen mir gut und auch sie bieten definitiv eine Menge Möglichkeiten, was die Bespielbarkeit angeht. Ich mag die Lego-Figur jedoch immer noch sehr, weswegen ich wahrscheinlich nicht auf Kiddiz für Noppenburg umstellen würde.

Dennoch bin ich sehr gespannt, welche Sets in den kommenden Jahren noch auf den Markt kommen werden und definitiv werden die Traktoren noch Einzug in Noppenburg erhalten.

Video

Anmerkungen und Quellen

* Die Patentnummern können bei https://depatisnet.dpma.de/ eingegeben und dort die Patentschriften betrachtet werden.


https://en.wikipedia.org/wiki/Hilary_Page

https://www.lego.com/de-de/aboutus/lego-group/the-lego-group-history

https://www.lego.com/de-de/history/articles/c-automatic-binding-bricks

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Eine Antwort

  1. […] das Patent am 09.04.1958 eingereicht (DE000001076007A). Einen kleinen Exkurs zu den Steinen von Kiddicraft habe ich bereits auf dem Blog […]

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