Lego 10350 – Tudor Corner

Lego 10350 – Tudor Corner

Lesedauer 9 Minuten

Das Lego Icons Modular Building 2025 – Tudor Corner – löste bei Vorstellung in mir einen direkten Kaufwunsch aus und so besitze ich nun mein zweites Modular von Lego.

Digitale Warteschlange – mitten in der Nacht

Das Set startete im VIP-Vorverkauf pünktlich zu Jahresbeginn am 1.1.2025 um 1:00 Uhr Nachts. Und obwohl Silvester (zumindest in Europa) für viele noch nicht zu Ende war passierte im Lego-Onlineshop etwas, was ich noch nie erlebt hatte: ich wurde in die (digitale) Warteschlange gesteckt.

Ein freundlicher Countdown zählte 20 Sekunden rückwärts und bat mich um Geduld. Die Wartezeit könnte ich mir mit einem Spiel vertreiben, welches sich als simples Memory herausstellte. Wobei simpel nicht so ganz stimmt, denn sind die 20 Sekunden abgelaufen startet auch das Spiel neu. Durch ausgedehnte Animationen beim Umdrehen der einzelnen Karten dauert ein Spielzug dann doch etwas länger, aber ich konnte das Spiel dann doch in 18 Sekunden erfolgreich beenden.

Nach guten 4 Runden Memory (mit rotierenden Orten der Karten) war es mir dann möglich, ein Eckhaus im Tudor Stil – oder eben die Tudor Corner – in den Warenkorb zu legen. Flankiert wurde das ganze vom Kiosk an der Ecke, dem Exklusiven GWP zum Modular, und den Glücksknoten, dem GWP zum Jahresstart für Einkäufe ab 150€. Die Lieferung erfolgte direkt am 3.1. morgens – also durchaus schnell.

Ab 4.1.2025 war das Set dann im allgemeinen Verkauf bei Lego erhältlich.

Die Verpackung

Das letzte große aktuelle Lego-Set, welches ich gebaut habe, war der Mond Rover aus der Technik-Reihe (42182). Natürlich hab ich ein paar Kleinigkeiten vom dänischen Hersteller gebaut, aber fairerweise lag der Fokus bei Sets eher auf kleineren Dingen.

Umso überraschter war ich, dass sich der Karton in sofern verändert hatte, das man nun einen Deckel abheben konnte. Auch war nicht nur die Anleitung in einer Papierverpackung gesichert, auch die Baseplate hat ihre eigene Papierverpackung bekommen.

Die Einzelnen Bauschritte (inkl. der kleinen Tüten im Inneren für die Kleinteile) kommen ebenfalls in Papier daher, lediglich für die großen Plates kam nicht verbaubares Plastik zum Einsatz.

Das Bauen

Die 3266 Teile hab ich in gut fünf Stunden abwechslungsreichem Bauen zu einem ansehnlichen Gebäude zusammensetzten können. Die 589 Bauschritte teilen sich auf 20 Bauabschnitte auf, sodass man das auch sicherlich entspannt über mehrere Abende hinweg bauen kann.

Es gibt hier und da coole Verwendung von Teilen. Die Beine der B1-Kampfdroiden aus der Star Wars Reihe bspw. dienen als Geländergestell, während Skistöcke auch schonmal als Pendel für Kuckucksuhren verwendet werden.

Schön gelöst fand ich das Fachwerk im oberen Bereich, hier werden Teile zwischen Slopes eingelegt und mit der darüberliegenden Steinreihe fixiert, um schräge Balken anzudeuten.

Übersicht über das Set

Allgemeine Infos

Teile3266
Minifiguren8
Tiere2 Katzen, 2 Käfer (als Tile)
Preis229,99€
Teilepreisca. 7 Cent
Stickerkeine, aber eine Menge Prints

Erschienen ist das Set in der Icons-Reihe und wird als 18+ Set deklariert. Bautechnisch denke ich aber, dass man das Problemlos auch früher hinbekommt.

Minifiguren

Mit dem Set kommen sieben bis acht Minifiguren. Bei Bricklink lässt der Job der einzelnen Personen einsehen, sodass ich hier nicht raten muss.

Ob die Schaufensterpuppe hier jetzt als vollzählige Minifigur zählt scheint im Netz auf geteilte Meinungen zu stoßen, für mich ist das, genau wie ein Skelett auch, eine Minifigur.

Das Gebäude

Von Außen macht das Gebäude einen schönen Eindruck, wundert jetzt wenig, ist ja schließlich auch die Basis, auf der die Entscheidung zum Kauf gefallen ist. Die verschiedenen Fassaden ergeben in meinen Augen ein schönes Zusammenspiel, grenzen einzelne Bereiche ab, fügen sich aber doch zu einem großen Ganzen zusammen.

Der Tudor-Stil

Um Einordnen zu können, ob das Haus den Tudor-Stil trifft oder nicht, müssen wir uns einmal kurz anschauen, was das überhaupt ist. Dazu möchte ich an dieser Stelle gerne aus der Wikipedia zitieren:

Eine „typische“ Tudor-Fassade zeichnet sich aus durch rechteckige oder polygonale (vom Oktogon abgeleitete) Flankierungstürmchen und Erker, Lanzettfenster, teils rechteckig mit Kreuzstock, teils mit Tudorbögen und oft zinnenbekrönte Mauerabschlüsse (auch bei Kirchen), mal unterbrochen durch Dreiecksgiebel, mal aneinandergereihte Dreiecksgiebel ohne Zinnen, sowie filigrane Kaminarchitekturen auf den Dächern. Die Symmetrie spielt im frühen Tudorstil keine Rolle, vielmehr wird die Verschiedenartigkeit der einzelnen Fassadenabschnitte betont.
Eine besonders markante Erscheinung des Tudorstils ist die Fachwerkarchitektur, die die oben genannten Formen in Holzarchitektur wiederholt.
  • Flankierungstürmchen haben wir im OG im blauen Bereich
  • Erker haben wir im DG
  • Zinnbekrönte Mauerabschlüsse könnte man auf dem Dach am blauen Bereich vermuten
  • Dreiecksgiebel haben wir im DG
  • Symmetrisch ist das Gebäude in sich nicht
  • Die Verschiedenheit der Fassadenabschnitte ist betont
  • Verschiedene Fachwerkarten haben wir auch (mal mit schrägen Elementen, mal nicht)

Ich würde also sagen, den Stil hat das Set in jedem Fall getroffen.

Erdgeschoss

Das Erdgeschoss beherbergt zwei Geschäfte, einen Pub und einen Schneider bzw. Herrenausstatter. Die Straße hat eine kleine kunstvolle Pflasterung und an der Ecke befindet sich eine Kette zur Abgrenzung.

Der Pub hat eine interessante Bauweise, die eine Wand bricht das Raster und verläuft schräg auf den Bürgersteig. In der Etage darüber ist dies wieder zurückgesetzt. Auch das Äußere des Pubs weist viele Details auf, die eine interessante Fassade kreieren. Das ganze Gebäude ist von Pflanzen überzogen, am Pub sind diese etwas ausgiebiger gestaltet.

Besonderes Highlight: Der Pub trägt den Namen „The Old Guarded Inn“, was laut dem Designer-Interview bei Zusammengebaut eine Anspielung auf das alte Mittelalterset 6067 Guarded Inn von 1986 ist. Aber auch ausreichend Infos über das Menü finden sich an der Außenwand.

Lego 6067 Guarded In. Bild von Bricklink

Neben dem Pub geht eine Außentreppe ins Obergeschosse. Der Pub selber besitzt im Außen- und im Innenbereich jeweils zwei Sitzplätze mit Tischen. Innen findet sich außerdem eine Bar mit drei Hockern und einigen kulinarischen Details. Im hinteren Bereich gibt es eine Tür in den Hinterhof, wo sich eine Mülltonne befindet, sowie eine Tür zu einer Toilette, welche sich unter der Außentreppe versteckt. Durch Abnehmen einiger Stufen wird dieser Raum zugänglich.

Hinter der Theke gibt es außerdem eine kleine Küche. Diese ist so klein, dass ein bespielen sehr schwierig wird. Ein wenig Erleichterung gibt eine herausnehmbare Wand zum Herrenausstatter, sodass eine Figur einfacher platziert werden kann.

Das Geschäft des Herrenausstatters ist simpel wie genial. Eine Auswahl an Hüten und Regenschirmen, die Schaufensterpuppe im Eingangsbereich sowie Stoffballen und Spulen mit Fäden zieren den kleinen Raum, der durch einen Tresen mit Kasse abgerundet wird.

Obergeschoss

Über die bereits erwähnte Außentreppe gibt es Zugang zum ersten Obergeschoss. Diese Etage beherbergt das Geschäft des Uhrmachers. Zahlreiche Uhren zieren den Raum, von Standuhren, über Kuckucksuhren bis hin zu einer kleinen Sanduhr. Auch die Werkbank ist mit Details versehen, damit der Uhrmacher seiner Arbeit nachgehen kann.

Der Raum ist an einer Ecke abgetrennt. Dort befinden sich zwei weitere Türen. Eine führt in ein Treppenhaus nach oben, die andere in eine Rumpelkammer unter der Treppe. Dort wiederum findet sich eine Falltür in die darunter liegende Küche, vor allem beherbergt sie aber einen Staubsauger.

Genau dieser Staubsauger ist Bestandteil einer kleinen Geschichte, die sich auf dieser Etage abspielt, in der der Kamin eine tragende Rolle spielt – dazu später mehr.

Von Außen zieht sich das Design des Herrenausstatters weiter fort, das Design des Pubs jedoch wird durch eine Backsteinmauer mit sandsteinfarbenen Fenster Einrahmungen gebrochen. Ich finde das passt sehr schön zum Charme des Gebäudes und scheint auch „typisch Tudor-Stil“ zu sein.

Außen an der Wand befindet sich eine große Uhr, mit einer bedruckten 3×3 Tile, ein neues Element in diesem Set.

Dachgeschoss

Über die innenliegende Treppe erreicht man vom Geschäft des Uhrmachers das kleine Zimmer der Bewohnerin. Die Wohnung ist spärlich eingerichtet. Ein Sofa, ein Waschbecken und ein Bücherregal müssen hier ausreichen.

Für die Haustiere bieten sich aber eigene Habitate. Für die beiden beiliegenden Katzen gibt es einen Kratzbaum und an einer Wand finden sich zwei Terrarien mit Käfern.

Ein Teppich auf dem Boden und eine Pflanze runden die Einrichtung ab. Highlight: eine bedruckte 2×2 Tile an der Wand mit Schlüsselbrett, ebenfalls ein neues Element aus diesem Set.

Auch von Außen hat diese Etage einiges zu bieten: die blaue Wandgestaltung der unteren Etagen findet ihren Abschluss in einem schwarzen Dach mit weißem Erker, während die Backsteinmauer in künstlerisches Fachwerk mit rotem Dach übergeht.

Das Fachwerk macht für mich optisch das Gro des Sets aus. Auch in der hier nordhessischen Region gibt es noch einiges an Fachwerk (vor allem im ländlichen Bereich), das weckt ein bisschen Heimatgefühle. Für mich sehr passend ist der Kontrast zum roten Dach.

Abgeschlossen wird das Dachgeschoss durch das Dach selber, welches als Flachdach ausgeführt ist. Eine Leiter und eine Klappe lassen den Zugang zu den beiden kunstvollen Schornsteinen zu – wieder typisch Tudor-Stil.

Und genau an dieser Stelle kommen wir auf den Staubsauger aus dem Obergeschoss zurück, denn der beiliegende Schornsteinfeger nimmt seinen Job sehr ernst und reinigt den Schornstein zum darunter liegenden Kamin. Der ganze Ruß zieht dabei in die Werkstatt des Uhrmachers – was durch schwarze Tiles angedeutet ist. Ein Details aus dem oben erwähnten Designer-Interview, das irgendwie Spaß macht.

Auffallend ist: Die Bewohnerin hat kein Bett, vielleicht aber eine Schlafcouch. Auf die Toilette muss sie im Pub gehen, Duschen oder Baden ist gar nicht möglich.

Das GWP – Der Corner Kiosk

Zum Verkaufsstart gab es mit dem Corner Kiosk (40757) ein exklusives GWP dazu. Die 205 Teile inkl. zweier Minifiguren preist Lego selber mit 25€ ein.

Der Aufbau dauert hier ca. 15 Minuten, mit einer speziellen Postkarte und einem Reisekatalog sind in diesem Set einige Sticker vorhanden. Auch das Schild des Kiosks selber ist ein Sticker.

Gut gefallen haben mir die Konstruktion der Markise, der Zeitschriftenständer und der Kaugummiautomat. Der Kiosk selber ist hinten offen und eher unspektakulär. Zum Modular selber passt der Kiosk optisch zwar aber so wirklich Platz ist auf dem Bürgersteig nicht.

Hätte es den Kiosk nicht eh dazugegeben, hätte ich dem wahrscheinlich nicht hinterher geweint.

Der Vergleich zu anderen Modular Buildings

Nach dem Detektivbüro aus 2015 ist die Tudor Corner erst mein zweites Modular von Lego selber, ich habe aber einige Gebäude von BlueBrixx, die kompatibel sind.

Verglichen mit dem Legomodell für damals 150€ und 2262 Teilen, hat sich hier offensichtlich einiges getan. 80€ und gut 1000 Teile mehr zeigen, dass mehr Arbeit in die Erstellung des Modulars geflossen ist, das inhaltliche Niveau ist aber gleich geblieben.

Nach wie vor scheint es kleine Geschichten zu geben, die im Set angedeutet sind (Cookie-Schmuggel im Detektivbüro oder der Ruß im Kamin in der Tudor Corner), vor allem aber sind die Gebäude selber gar nicht so groß.

Dies fällt vor allem auf, wenn man das mit den Gebäuden von BlueBrixx vergleicht. Die Schreinerei (106807 aus 2023) kommt mit 4079 Teilen für 150€ daher. Nochmal gut 800 Teile mehr als die Tudor Corner. Vor allem aber zieht sich das Gebäude über die gesamte Baseplate (abzüglich des obligatorischen Bürgersteigs) hinweg. Grade beim Detektivbüro ist der Hinterhof mindestens so großzügig gestaltet wie der Bürgersteig vorne.

Natürlich muss man hier mit ein bedenken, dass Lego und BlueBrixx viele Unterschiede haben, aber rein als Klemmbaustein-Modular-Gebäude betrachtet, sind das schon große Unterschiede.

Dennoch fügt sich die Tudor Corner super in eine Stadtzeile ein und wirkt auch dort schön gestaltet.

Fazit

Die Tudor Corner hat ihren Charme und ihre Begeisterungsfähigkeit auch während des Bauens und im Anschluss beibehalten. Sie gefällt mir als Gebäude sehr gut, macht Spaß zu bauen und gibt die Möglichkeit viele Szenen zu gestalten. 230€ ist sicherlich eine ganze Stange Geld und sicherlich hat hier auch der nachweihnachtliche Wahnsinn ein wenig gepusht das Set zum normalen Preis direkt zu kaufen, aber so konnte ich es eben auch noch im Urlaub bauen.

Mir persönlich hat dieses Gebäude Lust auf mehr gemacht, sodass ich vielleicht noch das ein oder andere Modular von Lego selber kaufen werde, um meine Stadtzeile mit ihnen zu erweiter.


Tags: , , , , ,

Schreibe einen Kommentar