Bricklink Designer Program Series 5 – Der Style Guide

Bricklink Designer Program Series 5 – Der Style Guide

Lesedauer 9 Minuten

Vom 13. bis 24. Mai 2024 dürfen neue Ideen für die fünfte Runde des Bricklink Designer Programms eingereicht werden. Heute hat Bricklink die Guidelines veröffentlicht, an die sich die Baumeister:innen halten müssen.

Das Bricklink Designer Program

Das Bricklink Designer Program (BDP) hat bereits Namen gehabt. Unter dem „AFOL Designer Program“ erschien 2019 bspw. das Set Bikes!. 2021/22 folgte unter dem Namen „BrickLink Designer Program – 2021 Invitational“ ein Programm über insgesamt drei Runden, aus denen u.a. das Mountain View Observatory und das Great Fishing Boat hervorgingen.

Im Februar diesen Jahres konnten dann Sets der ersten Runde des „bricklink designer program“ vorbestellt werden, auf deren Produktion und Auslieferung momentan alle warten. Für die zweite (Crowdfunding ab 6.6.2024), die dritte (Crowdfunding am 3.10.2024), und die vierte Runde (Crowdfunding ab 01.02.2025) stehen die Sets schon fest.

Eine Vorauswahl unter allen Einreichungen trifft dabei die Community, letztlich werden fünf Sets zum Crowdfunding veröffentlicht. Diese müssen innerhalb weniger Tage mind. 3.000 Vorbestellungen erhalten, um realisiert zu werden, maximal kann ein Set weltweit 30.000 mal verkauft werden.

Die fünfte Runde

Zeitplan für die fünfte Runde, Screenshot von Bricklink

Zum ersten April veröffentlichte Bricklink die Teilepalette. Also welche Elemente in welchen Farben für die Designs genutzt werden dürfen. Für einige Baumeister:innen bedeutet dies gegebenenfalls bereits existierende Entwürfe noch einmal zu überarbeiten, weil Elemente verwendet wurden, die in der aktuellen Palette nicht enthalten sind. Dafür ist jetzt mindestens 42 Tage lang Zeit.

Die aktualisierte Palette erhält man über Studio, eine Software, mit der sich Legomodelle (und natürlich auch andere Modelle aus Klemmbausteinen) erstellen lassen. Teilelisten können direkt zu Bricklink exportiert und Anleitungen abgespeichert werden.

Nach einem Update steht die aktuelle Palette für Serie 5 in Studio zur Verfügung, Screenshot aus Studio

Sind die Ideen im Mai eingereicht, kann die Community im Juni für ihre Lieblinge abstimmen, dennoch trifft ein Team später die Entscheidung, welche Sets ins Crowdfunding kommen. Dort werden die Community Favoriten zwar berücksichtigt, es spielen aber auch Punkte wie Bauerfahrung und die Markenidentität von Lego eine Rolle.

Im August werden die fünf Finalist:innen dann veröffentlicht und haben neun weitere Monate Zeit, in Zusammenarbeit mit Lego-Designer:innen, das Modell zur Marktreife zu bringen. Im Juni 2025 steht dann das Crowdfunding an und im Oktober 2025 ist die Auslieferung geplant.

Guidelines

Damit die fertigen Sets einen gleichbleibenden Qualitätsstandart haben, wird zu jeder Runde ein Regelwerk erlassen, welches sich mit Teileverwendung, Anzahl von Minifiguren, der Themenfindung und vielem Mehr beschäftigt.

Das Regelwerk ist ziemlich umfangreich und wurde am 8.4. noch durch ein Webinar ergänzt, welches im Anschluss auch auf der Website von Bricklink als Aufzeichnung zur Verfügung gestellt wird. Weil ich das Thema aber spannend finde, habe ich mich für das Webinar einmal angemeldet und teilgenommen.

Guideline-Webinar

Host des Webinars war Alex Kastelic, der Senior Projektmanager für das Bricklink Designer Program. Teilgenommen haben ca. 50 Leute, deutlich weniger als ich gedacht hätte, da das Event für die weltweite Teilnahme ausgelegt war. Thematisch ging es um die wichtigsten Regeln und es konnten Fragen gestellt werden.

Das Webinar dauerte gut 1:45 Std. und brachte durchaus einen spannenden Einblick in das Programm. Nicht nur, dass viele Infos geteilt wurden, auch die Rückfragen der Teilnehmer:innen zeigten, dass es Menschen gibt, die ziemlich „on fire“ für das BDP sind.

Im folgenden fasse ich mal die, für mich, spannendsten Dinge kurz in Stichpunkten Zusammen.

  • Es gibt nur 35 Ländern, aus denen bestellt werden kann. Zwar betreibt Lego in weitere Ländern „Marketing-Websites“, über die kann aber nicht bestellt werden. Da die Bestellung beim BDP über Lego läuft, gilt diese Einschränkung auch hier.
  • Das Programm verstetigt sich immer mehr, wodurch auch die Möglichkeiten (Teilenutzung etc.) in Zukunft verbessern werden. Eine Serie alle vier Monate mit jeweils fünf Sets soll aber erhalten bleiben. Ebenso ist nicht angedacht, die maximale Menge über die 30.000 Sets anzuheben.
  • Bedruckte Teile, die im Lego Sortiment sind dürfen genutzt werden, außer sie sind exklusive in den Collectible Minifigures oder den Lunar New Year-Sets enthalten
  • Die Teilepalette orientiert sich daran, welche Teile zum Zeitpunkt des Setrelease in Produktion sein sollen. Für Serie 5 bedeutet das, dass sich dort Teile befinden, die Ende 2025 noch von Lego produziert werden. Das kann dazu führen, dass man als Finalst:in in der Umgestaltungsphase bereits mit Teilen herumexperimentieren kann, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht sind (wofür dann entsprechende Geheimhaltungsdokumente unterzeichnet werden müssen)
  • Außerdem ist angedacht noch einmal Pop-Up-Store geben
  • Beim Designen des Sets sollte man die in Studio angezeigten Preise nicht beachten. Zum einen rechnet Lego, natürlich, mit seinen internen Preisen, die Preisgestaltung soll aber auch bei Lego bleiben und nicht die Designer:innen ablenken
  • Aktuell können keine Textilien (Segel, Capes, etc.) genutzt werden, weil diese nicht von Lego selber sondern extern produziert werden
  • Sehr schön war die Rückfrage eines Teilnehmers, ob man seinen Job kündigen müsse, sollte man Finalist werden, weil man dann stark eingespannt werde. Alex hat dann berichtet, wie das Ganze abläuft. In den ersten vier Wochen werden einige Teams-Calls angesetzt und es wird bspw. über neu verfügbare Teile oder auch Tips der Profis gesprochen. Bricklink wird so z.B. auch Testbauten machen, um das Design und das Bauerlebnis zu verbessern. Da Bricklink in Südkalifornien sitzt, sei das für Europäer:innen besonders schön, weil die Arbeitszeit der Mitarbeiter:innen von Bricklink auf den Feierabend in Europa fällt. Trotzdem solle man keine Angst haben, man kann auf jeden Fall Freitags noch Ausgehen :D. Der Austausch geschieht sonst klassisch über Teams mit vielen Screenshots und einem regen Austausch
  • Sollte ein Set realisiert werden, bekommt man 5% des Umsatz seines Sets. Im Falle des Mountain Fortress aus Serie 1 beläuft sich das auf ca. 510.000§.
  • Außerdem wurde von einer Teilnehmerin gefragt, ob man den Bestellprozess so umgestalten könne, das man innerhalb der ersten 24 Stunden nur eins der Sets bestellen kann (die maximale Anzahl pro Set/Kund:in sind zwei). Hier wurde aber aufgeklärt, dass man anhand der Bestellungen sehe, dass nur sehr wenige Menschen überhaupt zwei Sets bestellen. Reseller könnte man (leider) trotzdem nie ausschließen.

Hier das YouTube-Video von Bricklink:

Teil 1 – Softwareeinstellungen (Digital building)

Wir bereits kurz erläutert, werden die Modelle in Studio gebaut, dies ist durch Bricklink sogar vorgeschrieben. Der erste Teil der Guidelines stellt die wichtigsten Einstellungen vor, mit denen die Modelle designt werden sollen. So soll sichergestellt werden, dass auch nur erlaubte Elemente verbaut werden.

Teil 2 – Design Vorgaben (Design Requirements)

Dies ist der umfangreichste Teil, des Regelwerks, und ist sicherlich für viele auch der spannendste. Da dieser Abschnitt wirklich sehr umfangreich ist, picke ich mir nur einige Dinge heraus, wenn euch die genauen Details interessieren, könnt ihr Euch bei Bricklink das Original durchlesen.

Ideen, die eingereicht werden, müssen mindestens 400 und dürfen maximal 4.000 Teile haben. Letztlich werden fünf Sets ausgewählt, sodass sich eine durchschnittliche Teileanzahl von 2.500 ergibt. Das macht Hoffnung, dass es auch weiterhin kleinere Sets geben wird. Um die Teile im eigenen Entwurf zu optimieren, schlägt Bricklink vor, viele kleine Elemente mit einem großen zu ersetzen.

Statt sechs 1×2 Bricks zu verwenden, sollte man lieber einen 1×12 Brick nutzen. Bild von Bricklink.

Währen Regeln, dass man keine großen Platten aufeinander verbauen soll, weil sie sich so schlecht trennen lassen, oder bedruckte Teile nicht sinnlos in Unterkonstruktionen verdeckt werden sollen, ja noch verständlich und nachvollziehbar sind, kann ich die Vorgabe, die Turntable Bases (Element 3680) nicht für Dekorationen sondern nur mit dem Turntable Top (Element 3679) zu verwenden nicht wirklich nachvollziehen.

Teile zur Dekoration verwenden, die dafür nicht gedacht sind: ein No Go! Bild von Bricklink.

Kleiner Fun Fact am Rande: Betrachtet man das Design der Verpackungen der Icons-Reihe (auf dem Bild vom Eisvogel (10331)), entdeckt man dort spannenderweise genau die verbotene Nutzung.

Ohoh, die verbotene Nutzung auf dem Verpackungsdesign

Im weiteren Verlauf finden sich Vorgaben für die Stabilität, hier ist gefordert, dass ein fertiges Modell mit zwei Händen transportiert werden können muss, ohne in seine Einzelteile zu verfallen. Beispielsweise, in dem Steine versetzt gebaut werden oder Pins mit Reibung eingesetzt werden, um dem Set Stabilität zu verleihen. Witzigerweise ist das Nutzen von „non-friction pins“ aus ästhetischen oder Farb-gründen nicht erlaubt.

Viel Wert wird auch auf die Bauerfahrung bzw. das Design des Bauens an sich gelegt. Die Designer:innen sollen gezielt darauf achten, dass die Bauerfahrung positiv ist, in dem bspw. Bauschritte durchdacht werden und das Set auch einmal aus physischen Bricks gebaut wird.

Für Modelle, die Bewegungen beinhalten wird darauf hingewiesen, dass die Bewegungen sehr häufig und verschiedenen Geschwindigkeiten durchgeführt werden. Etwas, das man bei Modellbahnanlagen kennt, wenn es um das Thema Dauerbetrieb geht. Sicherlich einer der schwereren Teile.

Auch hier gibt es wieder einige spannende Hinweise: Propeller bspw. müssen so eingebaut werden, dass sie auch funktionieren können und Türen müssen einen Türgriff außen haben, dürfen aber keinen Innen haben, damit sich die Tür noch öffnen lässt.

Türgriffe sind nur außen erlaubt! Bild von Bricklink.

Bricklink achtet stark darauf, dass die Elemente so genutzt werden, die sie gedacht sind, vor allem, wenn es um „Stress“ geht, Teile also eingeklemmt oder anders verbaut werden, als es angedacht ist. Dies war schon einmal Thema bei den bewegten Teilen, bekommt aber noch einmal ein eigenes Unterkapitel. So verbietet das Regelwerk bspw. Noppen in die Löcher von Technic-Pins zu stecken.

Außerdem ist strikt darauf zu achten, dass Elemente nicht das Logo auf den Noppen eines darunter liegenden Teils beeinträchtigen (ich lege das jetzt mal so aus, dass man das Logo noch lesen können muss…).

Man muss das Logo noch lesen können oder Teile verwenden, die kein Logo haben. Bild von Bricklink

Besonders spannend wird es beim Thema Minifiguren. Es sind maximal zwei Minifiguren pro 325 Elementen im Set erlaubt, daraus ergibt sich die folgende Tabelle:

Mindestens 2 maximal 13 Minifiguren können in Serie 5 verwendet werden. Screenshot von Bricklink.

Jede Minifigur darf dabei:
– nur einmal verwendet werden
– muss logisch konstruiert sein, also Beine, Torso, Gesicht und Haare müssen zu einander passen
– muss aus der Ära der anderen Figuren kommen, man darf nicht Classic Space Figuren mit modernen Astronaut:innen mischen
– komplett sein, es dürfen also bspw. keine Arme oder Hände vom Torso entfernt werden

Die letzte Regel für die Designvorgaben bezieht sich auf Sticker. Custom-Prints scheinen gar nicht erst möglich zu sein, bei einer Auflage von max. 30.000 aber vielleicht auch verständlich. Insgesamt gibt es 18 Regeln für Sticker, so darf maximal ein Sticker pro 250 Elementen verwendet werden, es dürfen nur die offiziellen LEGO Elementefarben verwendet werden oder es soll, wenn möglich, auf Text auf den Stickern verzichtet werden.

In jedem Fall werden Sticker von Lego Designer:innen noch einmal überarbeitet, genau wie die Anleitung.

Teil 3 – Anleitung (Building instructions)

Die Bauanleitung wird durch die Baumeister:innen nur für den „Bau Flow“ (sehr schönes Wort) gestaltet. Layout und Grafik kommen im Anschluss von Lego selber. Spannender Weise gibt es für den ersten Bauschritt direkt drei Regeln, die einzuhalten sind:

  • Starte mit den Elementen des Fundaments (bspw. Baseplate)
  • Elemente, die ohne Verbindung nebeneinander liegen sind nicht erlaubt
  • Maximal drei Elemente sind im ersten Bauschritt erlaubt

Für alle folgenden Bauschritte gibt es neun Regeln, die beachtet werden müssen.

  • Halte den Blickwinkel in der Anleitung möglichst immer ein und wechsle ihn so selten wie möglich
  • Nutze maximal fünf verschiedene und höchsten zehn Elemente insgesamt
  • Baue nicht mehr als 12 Noppen in einem Schritt, außer es sind entsprechend große Bauteile (bspw. 2×16 Plate) (Anmerkung: Im Text ist von 30 Noppen die Rede, auf den Bildern und den Guildines der Serie 4 jedoch von 12 Noppen)
  • Vermeide das Platzieren von Elementen auf verschiedenen Ebenen
  • Hohe und schmale Elemente sollten, genau wie Submodelle, in späteren Schritten verbaut werden, nicht zu Beginn.
  • Kleine, dekorative Elemente oder Submodelle sollten eingebaut werden, bevor bspw. alle vier Wände eines Hauses gebaut werden, damit der Zugang einfacher ist.
  • Sobald ein Element platziert ist, darf es in späteren Schritten nicht entfernt oder ausgeblendet werden
  • Bautechniken müssen im Modell gleichbleiben
  • Strukturiere die Bauschritte so, dass sie logisch sind und alle Elemente verbunden sind. In anderen Worten: Es sind keine schwebenden Elemente in der Anleitung erlaubt

Außerdem gibt es ein paar Vorgaben für die Einstellungen des Anleitungseditors in Studio.

Tatsächlich finde ich die Vorgaben für die Bauschritte ziemlich spannend, grade, das maximal 12 Noppen verbaut werden dürfen ist etwas, was große Anleitungen und viele Bauschritte mit sich bringt. Das machen andere Hersteller anders und bisher hatte ich nicht das Gefühl, dass es das Bauen wirklich schwieriger macht.

Teil 4 – Der Upload (Submission Upload)

Auch für die Benennung des Sets gibt´s einige Vorgaben. So darf das Wort „Modular“ nur enthalten sein, wenn das Modell auch wirklich mit den Modular-Gebäuden kompatibel ist und auf entsprechenden Baseplates gebaut wurde. Außerdem ist das Wort „LEGO“ tabu.

Außerdem sollen die Renderings des Sets ( bis zu zehn sind möglich) in einer hohen Auflösung (von nur 1080 px in der Breite?!?) vorliegen.

Fazit

Was soll ich sagen, irgendwie ist das ja auch mal ganz spannend. Ich selber baue wirklich sehr wenige Dinge selber, mir fehlt dafür das Können irgendwie. Trotzdem fand ich es ganz spannend sich die Vorgaben einmal durchzulesen.

Es gibt sicherlich irritierende Dinge, wie die verbotene Nutzung des Turntable Unterteils für Dekorationen oder, dass das Lego-Logo auf Noppen nicht abgedeckt sein darf, aber auch ein paar spannende Dinge wie, Türgriffe auf der Innenseite, die das Öffnen verhindern oder die maximale Anzahl von Minifiguren pro Set gemessen an der Teilezahl.

Vor dem Hintergrund dieses Regelwerks habe ich auf jeden Fall noch mehr Respekt vor den Designer:innen, die sich mit ihren Entwürfen dem Bricklink Designer Programm stellen.

Ergänzend finde ich das Angebot eines Webinars sehr schön. Es gibt nicht nur die Möglichkeit ein bisschen mehr über das Programm an sich zu erfahren, sondern auch die eigenen Fragezeichen im Kopf loszuwerden.

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